Bühnen der Zukunft

Shownotes

Der Oktober ist da: die Stadt wird ruhiger, die Blätter färben sich, und drinnen auf den Bühnen beginnt die neue Spielzeit. Hamburgs Kulturlandschaft zeigt sich dabei so vielfältig wie nie: von aktuellen gesellschaftlichen Stoffen über große Theatertraditionen bis hin zur Ausbildung der kommenden Künstler*innen-Generation. Darüber hat Lars Meier mit drei Gästen, die diese Vielfalt prägen, gesprochen. Ayla Yeginer, Intendantin des Ernst Deutsch Theater, Sonja Anders, Intendantin des Thalia Theaters, und Jan Philipp Sprick, Präsident der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.

Aufgenommen wurde diese Herbst Folge auf der Bühne des Thalia Theaters und präsentiert von HVV Switch, der besten App fürs mobil bleiben in Hamburg.

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00:00:00: Hier sitzt die Kultur der Stadt zusammen.

00:00:03: Der Kaltscher Club.

00:00:05: Fragen

00:00:05: an die Kultur und Antworten der Macher.

00:00:09: Nur im Ahoi

00:00:12: Kaltscher Club.

00:00:14: Herzlich willkommen zu der fünfundreißigsten Ausgabe des Kaltscherklaps.

00:00:17: Der Oktober ist da, die Stadt wird ruhiger, die Blätter färben sich und drinnen auf den Bühnen beginnt die neue Spielzeit, beziehungsweise ist schon mittendrin.

00:00:25: Hamburgs Kulturlandschaft zeigt sich dabei so vielfältig wie nie von aktuellen gesellschaftlichen Stoffen über große Theatertraditionen bis hin zur Ausbildung der kommenden Künstlerinnen-Generationen.

00:00:36: Darüber sprechen wir nämlich heute mit drei Gästen, die diese Vielfalt prägen.

00:00:41: Eiler Jägener, Intendantin des Ernst- Theater, Sonja Anders, Intendantin des Talier-Theaters und Jan-Philipp Sprik, Präsident der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg.

00:00:52: Aufgenommen wird diese Oktober-Ausgabe auf der Bühne des Talier-Theaters und präsentiert von HVV Switch der besten App fürs Mobilbleiben in Hamburg.

00:01:02: Ayla Yegin hat.

00:01:04: Du wurdest in Eckernförde geboren.

00:01:08: Nach ersten Stationen an verschiedenen Theatern hast du dir als Regisseurin einen Namen gemacht und hast seit dem letzten Monat als Doppelspitze mit Daniel Schütter die Intendanz im Ernst-Deutsch-Theater übernommen.

00:01:18: Ich frag mich natürlich als Allererstes und diese Frage hast du schon mehrfach beantwortet.

00:01:22: Doppelspitze, was ist denn, wenn ihr unterschiedlicher Meinung seid?

00:01:25: Schnickschnack-Schnuck,

00:01:26: Würfeln

00:01:27: oder die Frau hat Recht?

00:01:29: wie es in der richtig guten Partnerschaft immer ist.

00:01:33: Ich finde genau das ist eigentlich gerade der große Vorteil einer Doppelspitze.

00:01:37: Wir wollen ja, glaube ich, in der Kultur alle so in den Diskurs gehen und nicht nur sagen, ich glaube, das ist richtig und das mache ich genauso.

00:01:45: Und da bietet sich halt die Gelegenheit zum Diskurs direkt gleich an allererster Instanz.

00:01:51: Und wir beziehen auch eigentlich größte Teils, ich würde sagen, so viele wie möglich in die Entscheidungsprozesse mit ein.

00:01:57: Insofern, wir sind nicht immer einer Meinung.

00:01:59: Wir haben, glaube ich, eine gute Grundgemeinsamkeit.

00:02:02: Und vor allem haben wir menschlich eine sehr gute Grundgemeinsamkeit.

00:02:05: Das finde ich unglaublich wichtig.

00:02:07: Also auch in Entscheidungen und im Umgang mit unseren Mitarbeiterinnen und auch im Alltagsweib miteinander.

00:02:16: Also da bin ich sehr dankbar über unser Co-Team.

00:02:19: Ja, Sonja Anders.

00:02:20: Du wurdest in Hamburg, in Hamburg, geboren, nach Station am Schauspielhaus und Taliertheater später als Chefdramaturgin am Deutschen Theater Berlin.

00:02:28: Hast du im Jahr die Intendanz am Schauspiel Hannover übernommen?

00:02:32: Seit September, im Jahr zweitausendfünfundzwanzig leidest du als Nachfolgerin von Joachim Lux nun das Taliertheater.

00:02:39: Fehlt dir manchmal noch so eine starke Stimme direkt neben dir, so wie Eiler das jetzt hat?

00:02:44: Oder macht dir das hier auch alles komplett als Gruppendynamik?

00:02:48: Also starke Stimmen habe ich wirklich viele um mich herum und genieße das auch und finde auch, dass man das genießen sollte, weil es einen stärkt und weil es auch die ganze Gruppe stärkt.

00:03:00: Und mir gefällt es total gut, die sogenannten flachen Hierarchien zu leben, aber auch Stimmen zu hören, die ein bisschen weiter weg sind.

00:03:09: Das finde ich ja auch wichtig, also dass man nicht jetzt nur die Direktionsstimmen hört, sondern auch meine Assistierende fragt oder auch mal durchaus das Assemble, weil erstens gibt es Ideen, tolle Ideen überall und zweitens gibt es auch gute Einwürfe und Argumente überall und da kann man nur profitieren.

00:03:30: Professor Dr.

00:03:31: Jan-Philip Sprig, du wurdest uns hat fünfundsiebzig in Hamburg geboren, nach Studien in Hamburg, Berlin und Harvard sowie einer Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin, hast du zunächst in Rostock gelehrt.

00:03:43: Bevor du, als Prof.

00:03:45: nach Hamburg, zurückgekehrt bist.

00:03:47: Seit Oktober, bis zu Präsident der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.

00:03:53: Die beiden Kollegen fangen jetzt erst an, eine neue Position innezuhaben.

00:03:58: Du hast sie jetzt schon genau drei Jahre.

00:04:01: Was konntest du denn verändern?

00:04:04: Ja, das ist eine sehr gute Frage.

00:04:06: Das frage ich mich auch oft.

00:04:08: Aber ich glaube, dass ich in diesen ersten drei Jahren Erstmal natürlich, das sagt man immer, aber es ist wirklich in einer großen Hochschule wichtig, sehr viel kennengelernt habe und mir auch angeguckt habe, welche Prozesse sind zu verändern, welche Strukturen, welche Studienstrukturen und vor allen Dingen auch die Vernetzung der Hochschule in der Stadt.

00:04:27: voran zu treiben.

00:04:28: Wir repräsentieren ja Musik und Theater.

00:04:31: Da sind sehr, sehr viele Institutionen gefragt und wir haben natürlich auch nicht nur die Bühnen und den Kulturbetrieb im Blick, sondern auch die ganze Lehramtsausbildung, die Kirchenmusik.

00:04:41: Und deswegen würde ich jetzt sagen, nach drei Jahren bin ich an einem Punkt, dass ich jetzt weiß, was ich in den nächsten drei Jahren machen will.

00:04:48: und wir haben aber intern schon einige strukturelle Veränderungen vorangetrieben, auch neue Studiengänge eingeführten, neuen Konzertsaal mit der Jazzhall.

00:04:57: Also es ist auch viel passiert, aber ich glaube, ich weiß jetzt ganz gut, was noch weiter zu tun ist.

00:05:03: Sonja, wie lange gibst du dir den Zeit, die vorhandenen Strukturen anzugucken und dann möglicherweise aufzubrechen?

00:05:09: Oder hast du schon gleich die Ärmel hochgekrempelt?

00:05:12: Ich sag mal, es gab einen ziemlich starken Wechsel im Ensemble.

00:05:16: Es gibt natürlich zu jeder Theater-Saison neue Stücke.

00:05:19: Aber wenn es um Strukturen geht wie bei Herrn Philipp, was denkst du, ist ein guter Zeitpunkt, da mal drüber zu reden?

00:05:28: Ja, wir haben eigentlich gleich zu Beginn, als wir uns vorbereitet haben, gesagt, welche Strukturen bringen wir mit?

00:05:35: Und damit meine ich jetzt wirklich nicht nur mich, sondern worüber wollen wir sprechen?

00:05:39: Also, wie müssten sich die Theater auch transformieren?

00:05:43: Wie wollen wir nach draußen gehen?

00:05:44: Das hat auch mit Strukturen im Inneren zu tun.

00:05:47: In dem Moment, wo man rausgeht, muss man was verändern.

00:05:50: Also raus jetzt einmal im örtlichen Sinne, aber durchaus auch was andere Publikums schichten oder so angeht, weil die kann man ja auch nur erreichen, wenn man glaubwürdig ist und sich auch nach außen bewegt.

00:06:02: Und das sind so Themen, die treiben mich total um.

00:06:05: Wir werden aber auch in Zukunft sicherlich nicht mehr Geld akquirieren können, als wir es jetzt haben.

00:06:12: Und auch damit setzt man sich auseinander klar.

00:06:15: Eila, du hast jetzt erst mal gar nicht lange geguckt, sondern ihr habt erst mal das ganze Entree umgebaut.

00:06:20: Ich habe es noch nicht gesehen, aber alle sind sehr, sehr begeistert.

00:06:25: Ist das die einzige Veränderung, wo ihr gesagt habt, okay, am Anfang wollen wir das machen oder was habt ihr noch geändert?

00:06:32: Also das wäre ganz, ganz traurig, wenn unsere einzige Veränderung wäre, dass wir das vorgeben gebaut haben.

00:06:38: Nein, das ist eine von vielen Veränderungen.

00:06:43: gute Mischung hinbekommen, hoffe ich, aus die großartige Arbeit von Isabella Wertschütter, die ja dreißig Jahre an diesem Haus wirklich fantastische Arbeit geleistet hat und vor allem sehr, sehr menschliche Strukturen, finde ich, dort geschaffen hat.

00:06:59: Das ist ja im Theater traditionell noch nicht immer überall so, würde ich jetzt mal vorsichtig formulieren.

00:07:06: Also viel davon zu bewahren, vor allem das antifaschistische und politische Erbe, das Haus steht.

00:07:10: insbesondere als Privattheater immer mit sehr starker Flagge in unserer Gesellschaft.

00:07:15: Und das ist uns total wichtig zu erhalten.

00:07:17: Gleichzeitig haben wir einfach ganz andere Ideen, sind auch eine andere Generation im wörtlichen Sinne, denn Daniel ist ja auch Isabella Sohn und haben natürlich so auch noch mal einen ganz anderen Blick auf Dinge und müssen dem Zeitgeist entsprechend und der Zeitgeist bedeutet an heutigen Zeiten in der Kultur vor allem, Finanzen beachtend und neue Zielgruppen erschließend uns Gedanken gemacht.

00:07:43: Und wir haben ja die Grundstruktur des Hauses ganz doll umgestellt.

00:07:45: Also wir haben jetzt ein Fest- Ensemble.

00:07:47: Bisher war das ja ein Haus, was mit vielen fest, also vielen regelmäßigen Gästen, aber eben ausschließlich ein Gastbetrieb war.

00:07:54: Wir sind kein En-Suite-Betrieb mehr, sondern jetzt ein, wir nennen es Block-Reportoir-System.

00:07:59: Also wir spielen inzwischen auch jetzt viele Stücke über die Spielzeit, die sich miteinander verschachteln.

00:08:04: Wir können das nicht wie beispielsweise am Talier gewährleisten, dass bei uns täglich umgebaut werden kann.

00:08:10: Dafür haben wir einfach nicht die Personennstärke und die Mittel.

00:08:15: Aber deshalb haben wir eben ein Blog-System.

00:08:17: Das heißt, das spielen immer vier, fünf Vorstellungen.

00:08:20: Dann kommt die nächste.

00:08:21: Premiere, dann verschachtelt sich das im Fortschritt der Spielzeit immer stärker, so dass wir am Ende richtig zwischen sechs Hauptstücken wechseln können.

00:08:29: Die Plattformbühne wird deutlich stärker noch mal bespielt.

00:08:32: Die ganze Jugendarbeit bleibt erhalten, aber es kommen eben auch zwei Eigenproduktionen noch auf die Plattform, also auf die Studiobühne, die es ja auch häufig an Theatern gibt.

00:08:41: Also wir haben da schon viel Veränderung in den Laden gebracht und uns sehr, sehr doll darauf vorbereitet, wir sind seit uh, anderthalb Jahren, glaube ich, mit einer externen Coaching in der Arbeit, dass wir diesen Change-Prozess eben inhaltlich, aber auch personell gut hinkriegen, dass die Menschen sich nicht zu sehr verängstigt oder überrollt fühlen, dass wir irgendwie das Haus so gemeinsam gut auf neue Gleise heben können.

00:09:07: Und ja, mal gucken.

00:09:07: Also ich glaube, das wird einige Zeit dauern, bis wir einschätzen können, ob das funktioniert hat oder nicht.

00:09:12: Aber bisher sind wir ganz zuversichtlich.

00:09:14: Eiler hat sich jetzt anderthalb Jahre darauf vorbereitet.

00:09:16: Sollten ja, wann hast du denn erfahren, dass du jetzt tatsächlich hier die Intendanz übernehmen wirst?

00:09:22: Und dann fing ja wahrscheinlich sofort die Vorbereitung an.

00:09:25: Na, ich hatte gute zwei Jahre Vorbereitung.

00:09:28: Das ist auch ein optimaler Fall.

00:09:30: Also ich habe es auch schon anders erlebt und finde, aber diese zwei Jahre brauchen wir.

00:09:34: Also wenn man bedenkt, dass ich jetzt an der Orga für die dritte Spielzeit sitze, also auch in zwei Jahre vorausdenke, dann ist es natürlich realistisch, dass man sagt, man engagiert sich erst mal seinen Kernteam, dann die überlegt man, wer sind auch die Kernkünstler?

00:09:53: Wer kommt so an dieses Haus?

00:09:57: Dann schaut man sich Ensemble an in Deutschland und so braucht man im Grunde auch seine Zeit.

00:10:05: Das hat sicherlich auch mit dem Personal zu tun und wir sind ja wirklich sehr personalkräftig.

00:10:10: Wir haben dreihundertfünfundsechzig feste Mitarbeitende hier, plus nochmal fast die gleiche Anzahl an Gästen jedes Jahr.

00:10:18: Also das ist schon wichtig, dass man sich darüber Gedanken macht, mit wem man arbeiten möchte.

00:10:24: Ja, Jan Philipp.

00:10:26: Wie lange hattest du denn Vorbereitung, um dieses Amt dann auszufüllen?

00:10:31: Ganz konkret, man wird gewählt.

00:10:32: Das war bei mir im Februar.

00:10:34: Und im September oder Oktober, dann muss man anfangen.

00:10:38: Also das war dann eher so Mikrofälle und nicht Slow Food wie bei den anderen Kollegen?

00:10:42: Man muss auch nochmal unterscheiden.

00:10:43: Der Hochschule ist ja auch eine Institution, wo ich nicht komme.

00:10:46: Und zum Beispiel mir Sonja hat das gerade gesagt, ein Kernteam dann zusammenstelle, sondern ich arbeite mit den Leuten, die da sind.

00:10:53: Das ist auch der Reiz.

00:10:55: Ich kann mir natürlich einen Präsidion zusammenstellen, was wir vielleicht für Schwerpunkte setzen wollen, aber man hat wesentlich kürzere Vorlaufzeiten bei Alben, was in der Hochschule passiert, weil wir auch mit den Studierenden arbeiten, wo wir auch immer nicht genau, die sind für ein Master zwei Jahre da, wir planen immer eigentlich so.

00:11:15: eine Spielzeit quasi im Voraus.

00:11:18: Und was ich noch sagen will, wollte damit nicht so der einen entsteht.

00:11:21: Ich habe mir jetzt mal drei Jahre alles so angeguckt und jetzt überlege ich mir, was ich in den nächsten drei Jahren mache.

00:11:26: Das war so vielleicht... eher auf die Frage bezogen, was haben wir jetzt schon ganz konkret umgesetzt?

00:11:32: Wir haben ganz viele Dinge vor.

00:11:34: Und ich habe eben bei diesem Thema Präsidium zum Beispiel eine Entscheidung gleich zu Beginn gefällt, dass wir eine weitere Vizepräsidentin haben jetzt für Diversität und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

00:11:45: Das war eine der ersten Kunst- und Musikhochschulen in Deutschland, die so eine Position geschaffen hat, unsere.

00:11:51: Und wir haben damit auch wirklich vor, genau das, was ja gerade auch schon angesprochen wurde, Publika, andere Publika zu erreichen.

00:11:59: Nur bei uns ist es eben nicht nur das Publikum, sondern ganz extrem auch die Frage, wer kann eigentlich bei uns studieren?

00:12:05: Wer hat die Voraussetzung ein klassisches Instrument zu studieren?

00:12:11: Wer kann mit zehn, zwölf Jahren anfangen, das zu üben, zum Beispiel in dem Umfang, das notwendig ist, damit man überhaupt in Frage kommt, sowas zu machen?

00:12:21: Und wir haben Das im Moment als ein ganz wichtiges Thema bei uns, was auch das ganze Repertoire angeht, was wird unterrichtet, was ist mit dem künstlerisch-wissenschaftlichen Kanon, was ist mit dem Thema künstlerische Forschung.

00:12:35: Also es gibt wahnsinnig viele Themen und da gibt es in allen Bereichen schon Initiativen und Ideen, die wir in den letzten Jahren jetzt gestartet haben.

00:12:42: Und ich meinte das vorhin eher so, wenn ich jetzt die nächsten drei Jahre mir angucke, wird das hoffentlich sich auch alles nochmal viel stärker in Studienplänen, in Programmen und auch in Initiativen niederschlagen.

00:12:55: Achtung, Achtung!

00:12:56: Werbung!

00:12:59: Einfach immer am Start die HVV Switch App für euch, damit ihr jedes eurer Ziele in Hamburg und Umgebung erreichen könnt.

00:13:06: Einfach schnell und direkt ermöglicht die HVV Switch App euch den unkomplizierten Kauf von HVV Tickets.

00:13:15: Zusätzlich dazu könnt ihr mit der App ein Six-Chair, Share Now oder Miles-Automieten, ein Tier- oder Voi-E-Scooter oder ein Moja-Shuttle buchen, um bequem von A nach B zu gelangen.

00:13:28: Weitere Infos unter www.hvv-switch.de.

00:13:34: Achtung, Achtung, das war ein Konsumhinweis.

00:13:39: Eila, ihr habt schon jetzt die ersten Prämieren hinter euch.

00:13:44: Jetzt bist du ganz weit vorne, hast du ja so nach vorne gearbeitet sozusagen, an die Spitze eines Hauses.

00:13:51: Wie ist da gerade so für dich so das Gefühl?

00:13:54: Also das ist eine Mischung aus Verantwortung, also möglicherweise hat man auch einen großen Rucksack, hat vielleicht Lampenfieber, eine gewisse Aufregung oder sagst du nö alles wie immer.

00:14:04: Also, wir hatten jetzt unsere ersten Prämieren und ich bin grundsätzlich nicht so ein aufgeregter Mensch im Arbeitskontext.

00:14:12: Also ich neige nicht so sehr zu Nervosität und Lampenfieber.

00:14:15: Ich rutsche dann eher in so einen starken Fokus und vielleicht auch eher in eine starke Ruhe.

00:14:20: Ich bin ja so von Haus aus Regisseurin.

00:14:23: Ich glaube, dass das vielleicht auch die Kernaufgabe einer Regisseurin ist, da eben im richtigen Moment auch die Energien entsprechend aufrecht zu erhalten und nicht mit der eigenen Nervosität.

00:14:33: Ich finde, um die eigenen Gefühle geht es da eigentlich wenig.

00:14:36: Und es geht jetzt ja stark darum, vielleicht irgendwie auch, dass das Team oder dieses schöne Sinnbild des Schiffs eben so ein bisschen auf gutem Kurs zu halten und Zuversicht und Freude an der Arbeit zu vermitteln.

00:14:48: Noch dazu muss ich auch sagen, dass ich ein paar Monate alt ist, Baby gerade habe, also mein zweites Kind sozusagen unmittelbar vor unserem Intendanzstart geboren wurde und das sicherlich auch dazu beiträgt, dass ich sehr geerdet im Moment mit einem sehr realistischen Gefühl zur Welt durch die Welt gehe und weniger doll mich im Hypercosmos der Kreativität verlieren kann, sondern eben dann auch sehr real mit Beikoststart oder Elternabend in der Kita oder so umgehen muss.

00:15:20: und das finde ich ja immer sehr förderlich, ehrlicherweise.

00:15:22: Einfach als Ausgleich zu diesen, dass diese beiden Welten eben co-existieren und man sich gleichzeitig in den bewegt.

00:15:29: Aber das kostet viel Kraft und viel Energie und vielleicht bin ich deshalb auch noch gelassener als sonst.

00:15:35: Sonja.

00:15:36: Über draunhaft feste Mitarbeiterinnen, für mich in meiner kleinen, kuscheligen Agentur, ist quasi die Verantwortung für Mitarbeiterinnen im Grunde, die die größte Hürde immer wieder genug Geld ranzuschaffen, denen ein gutes Vorbild zu sein, sie anzuleiten und so weiter und so fort.

00:15:54: Ist es am Ende gar nicht so, dass die größte Herausforderung gelungene Premieren sind für eine Intendantin, sondern dass da noch viel mehr lauert?

00:16:03: Das finde ich eine richtig gute Frage, weil Ich mich eher zerreiße zwischen diesen Aufgaben oder gar nicht so genau weiß.

00:16:11: Das wechselt sehr bei mir der Fokus auf den Betrieb und die Mitarbeitenden, manchmal auch der Frust oder die Freude über die Zusammenarbeiten.

00:16:21: Und dann gibt es aber natürlich diesen Blick nach außen.

00:16:26: Also wie nimmt mich die Öffentlichkeit wahr?

00:16:28: Und damit meine ich in erster Linie das Publikum.

00:16:30: Kommt es, hat es eine Interesse.

00:16:33: Ich finde, dass der Applaus zum Beispiel auch für mich, die ich gar nicht auf der Bühne stehe, ein totaler Gratmesser ist.

00:16:41: Also wenn da Leute kommen und drinnen sitzen und es toll finden, dann entschädigt ein das ja auch viel.

00:16:47: Ich finde ja eher in den Theatern diese Aufgabe.

00:16:50: zum einen die Frage danach, wie es die Macht verteilt.

00:16:53: Die stellt sich automatisch, weil wir schon in der Struktur sehr hierarchisch aufgebaut sind.

00:17:00: Das betrifft mich auch, da muss ich mir ja auch an die Nase fassen.

00:17:03: Aber auf der anderen Seite finde ich auch, dass viele Menschen am Theater arbeiten, die dazu neigen, sich selbst in die Überforderung zu stürzen.

00:17:13: Und das ...

00:17:14: Schauspielerei bedeutet auch, wie auch Ausbeutung, das haben wir häufig schon in diesen Gesprächen gehabt.

00:17:19: Ja, ist

00:17:19: schlecht bezahlt und anstrengend.

00:17:21: Und man greift immer wieder auf die eigenen Ressourcen und Erfahrungen zurück.

00:17:26: Und da muss man manchmal auch Leute vor sich selbst schützen.

00:17:29: Das betrifft aber auch durchaus KBB, Dramaturgie.

00:17:32: Also KBB ist das künstlerische Betriebsbüro, bei uns die Orga, die alle so das Theater lieben, dass sie manchmal sich selbst so ein bisschen vergessen.

00:17:41: Und das merkt man dann halt oft auch, wenn es ein bisschen zu spät ist.

00:17:45: Ja, wir hören von den Schwierigkeiten in der Karriere eines kulturtreibenden Jan Philipp.

00:17:51: Du bereitest ja quasi alle in irgendeiner Form darauf zu, wie lebensnah kann so eine Hochschule eigentlich sein?

00:18:00: Also, klar, ihr bringt ihnen bei, die Instrumente zu beherrschen oder eben halt auch die Stimme und die Sprache.

00:18:08: Gibt es da auch noch Nebenfächer wie Social Media oder Entspannung oder wie auch immer?

00:18:14: Wie habe ich mir den Lehrplan vorzustellen?

00:18:15: Also,

00:18:16: das ist eine... Eine Frage, die müssen wir jetzt für jeden einzelnen Bereich vielleicht gesondert beantworten, aber ich versuche es mal allgemein.

00:18:24: Das, was du gerade fragst, ist eines der zentralen Themen, was uns inhaltlich beschäftigt, im Hinblick auf unsere Studienpläne.

00:18:33: Wir haben jetzt auch vor, gerade zum Beispiel in den künstlerischen Instrumentalsstudiengängen, da doch grundlegend drüber nachzudenken, wie so ein Studium aufgebaut sein soll.

00:18:43: In unseren Theater-Schauspiel-Regiestudiengängen sind wir relativ gut dabei, Pläne auch zu modernisieren.

00:18:50: In den letzten Jahren, in den Instrumentalsstudiengängen ist das immer noch sehr stark, zum Beispiel auf eine Tätigkeit im Orchester ausgerichtet.

00:18:57: Und wir haben mehr und mehr Studierende, die auch sagen, selbst wenn ich dort einen Job bekommen würde, will ich das gar nicht mehr unbedingt machen, sondern ich will freire Projekte machen, ich will vielleicht mehr neue Musik machen, performanceorientierte Sachen.

00:19:10: Natürlich ist es klar, dass ein Orchester Job etwas ist, wovon man erst mal gut leben kann und was eine große Sicherheit bietet.

00:19:18: Aber A, bekommen denen nicht alle.

00:19:20: und wie gesagt, es gibt auch viele, die anders arbeiten wollen.

00:19:23: Und das fragen wir uns wirklich gerade, wie kann wir Studierende besser auf eine Realität vorbereiten?

00:19:29: Und da versuchen wir sehr intensiv gerade mit diversen Institutionen in Hamburg und auch darüber hinaus wirklich zu kooperieren, nicht nur im Sinne, dass da mal jemand kommt und ein Vortrag hält, sondern dass wir wirklich versuchen, die Praxis in die Studiengänge zu integrieren.

00:19:44: Und du hast jetzt erwähnt, Social Media, das könnten wir sicher mehr machen, solche Dinge.

00:19:50: Aber wir haben natürlich ein Career Center, was versucht auch up to date Angebote zu entwickeln.

00:19:56: Wir haben ja ein Kulturmanagement Studium, Kultur und Medienmanagement, wo wir auch versuchen, den Input, der da auch von den Lehrenden kommt, möglichst in der gesamten Hochschule auch nutzbar zu machen.

00:20:09: Also Es ist nur in einer Zeit, wo sich der Kulturbetrieb sehr stark wandelt.

00:20:15: für uns als eine Institution, die von den Strukturen relativ träge ist, auch eine wirklich große Herausforderung, da Schritt zu halten und nicht in der Situation zu sein, wo man sagt, der Betrieb, für den man ausbildet ist, uns immer eigentlich ein bisschen voraus.

00:20:29: Ich werde gerne eine Hochschule, die selber sehr starke Impulse in diesen Betrieb setzt.

00:20:35: Und das ist, wie gesagt, eine Herausforderung, aber auch eine sehr spannende Ausgabe gerade.

00:20:41: Alter, wenn wir immer Nachwuchs sprechen.

00:20:44: Wie sehr kann sich ein Privattheater, wie ernst Deutsch, eine Begleitung von Nachwuchs erlauben?

00:20:51: Also weil im Prinzip um Karten zu verkaufen, muss zu Gesichter haben, muss zu Namen haben.

00:20:58: Und trotzdem bietet er ja auch tagsüber ganz viel Jugendtheater an und Kurse und so weiter und so fort.

00:21:05: Aber wenn es um die Besetzung der Stücke geht, wie sehr kannst du dir erlauben und sagen, den zwanzigjährigen schmeißen wir da jetzt mal rein?

00:21:13: Also wir haben ja, ich glaube tatsächlich, Nachwuchsgewinnung als Publikum funktioniert inzwischen nicht besonders stark über Namen, ist so mein Gefühl.

00:21:25: Also gerade die jüngeren Leute, sondern viel über den Auftritt des Hauses und also Social Media.

00:21:32: hat ja einfach wahnsinnig an Bedeutung gewonnen.

00:21:35: und ich glaube, ich habe das Gefühl, dass ich nenn es jetzt mal ganz plakativ, das Image eines Hauses spielt, glaube ich, eine ziemlich große Rolle.

00:21:42: Das finde ich auch.

00:21:44: die Herausforderung, der, glaube ich, Sonja und ich gleichermaßen entgegentreten mussten.

00:21:49: Zu sagen, was hat das Haus für ein Image?

00:21:51: Was wollen wir daran verändern?

00:21:53: Was ist gut zu erhalten?

00:21:55: Wie kann man sich also von Logo über Plakatstruktur, über Social Media Auftritt, über... Wir haben jetzt ja ein Foyer, was tagsüber geöffnet ist, als Kaffee.

00:22:03: Also es ist jetzt ein Ort, das ernst läuft, der hat das ein Ort, an dem man den ganzen Tag verbringen kann.

00:22:08: Da sind Co-Working-Spaces, Steckdosen in den Tischen.

00:22:10: Man kann da wirklich schön seine Zeit verbringen.

00:22:14: Ich habe das Gefühl, dass diese Faktoren eine größere Rolle spielen, auch vielleicht das Theater als soziokulturellen Raum mehr in der Stadt zu etablieren.

00:22:22: Und ich habe eigentlich nicht das Gefühl, dass man die jungen Leuten jetzt so wahnsinnig doll über Fernseh-Schauspielerinnen oder sowas gewinnt.

00:22:29: Das kenne ich eher.

00:22:30: ehrlicherweise aus den etwas älteren Zielgruppen.

00:22:34: Also so die Hoffnung und auf der Plattform macht unsere Theaterpädagogik wirklich großartige Jugendarbeit, ganz tolle Jugendklubs und das Plattformfestival, das bleibt auch alles so bestehen.

00:22:44: Das hat sich ja schon lange etabliert und finde ich einfach total großartig.

00:22:49: Ich glaube, dass wir da eigentlich auf einem guten Weg sind, im Moment in der Stadt zu signalisieren, hey, Hier gibt es irgendwie viel zu gucken für alle Generationen.

00:22:57: Und ich hoffe, dass das Anklang findet.

00:23:00: Und dass man vielleicht, wenn man am Tag seine Hausarbeit geschrieben hat im Foyer beim Rausgehen, weil den Spielplan in die Hand nimmt und denkt, cool, Frankenstein, okay, wow, don't mess tot.

00:23:10: Ein Stück über eine Stückentwicklung oder so.

00:23:13: Also wir haben uns da ja auch im Programm, würde ich sagen, recht vielfältig aufgestellt.

00:23:17: Und es ist ja in Hamburg ... ohne dass ich da mit irgendwelchen KollegInnen ans Bein fahren will.

00:23:23: Aber es ist ja schon so, dass viele, gerade Privattheater, so ein bisschen ein Genre oder so für sich haben, was ja auch eine Co-Existenz einfach stark erleichtert.

00:23:36: Man einfach sagt, okay, ihr seid darauf, speziell, ihr seid darauf.

00:23:39: Und ich hatte schon lange, bevor ich überhaupt mit dem Entseuchtheater in Kontakt war, immer das Gefühl interessant.

00:23:45: Die haben gar nicht so einen konkreten Spielplan, Struktur, dass man sagt, wir spielen nur ramen oder wir spielen alles auf Englisch oder so.

00:23:56: Und das ist für mich auch so ein bisschen der Reiz.

00:24:00: Ich würde sagen, es ist eigentlich wie ein kleines Stadttheater.

00:24:05: In Hamburg.

00:24:07: Zwischen diesen beiden Flaggschiffen, Schauspielhaus und Taliertheater.

00:24:12: Muckeln wir uns da jetzt sozusagen unsere eigene Insel zurecht und finde das ganz spannend, so zu merken.

00:24:17: Also wir haben jetzt ja auch ein paar personelle Überschneidungen, zum Beispiel auch mit einigen anderen Häusern.

00:24:24: Und das finde ich eigentlich so schön.

00:24:25: Also auch dieses Miteinander mit den Häusern, viel mehr zu entdecken.

00:24:28: Und letzte Spielzeit gab es ja dieses häuserübergreifende Projekt mit einem Deutschtheater, dem Unsorgtheater.

00:24:33: Theater und dem Lichthof.

00:24:35: Die UDC wurde eben in drei Teilen an drei Häusern, in ganz von drei RegisseurInnen bzw.

00:24:41: Choreografen getanzt, gespielt.

00:24:44: Und das fand ich ein ganz, ganz tolles Projekt.

00:24:48: Und das steht total sinnbildlich für den Gewinn, den man eigentlich dadurch erzeugt, finde ich, wenn wir mehr Hand in Hand hier gehen als Kulturinstitutionen und nicht irgendwie das Gefühl haben, wir würden gegeneinander arbeiten.

00:25:01: Ja, da würde ich dir total zustimmen.

00:25:03: Ich glaube auch, dass es zukunftsträchtig ist.

00:25:07: Jedes Theater ist eine Burghaltung.

00:25:10: Die müssen wir wirklich aufgeben und das tun auch viele.

00:25:13: Und ich genieße total in Hamburg, dass mir sehr entgegengekommen wird in dem Moment, wenn ich sage, hey, wollen wir mal was zusammen machen?

00:25:23: Wollen wir was zusammen erdenken?

00:25:25: Oder sprechen wir uns einfach auch mal nur ab?

00:25:28: Also ich kenne durchaus Zeiten aus Berlin zum Beispiel, wo es keine Absprachen gab, aber auch keinen Willen dazu.

00:25:36: Da gab es regelrecht Torpedos, die da durch die Gegend geflogen sind, weil der Spielplan plötzlich bekannt wurde und dann hieß es nach zwei Wochen vorher, haben wir aber das gleiche Stück.

00:25:46: Und man hatte so den Verdacht, das ist jetzt gesetzt.

00:25:49: Und das finde ich hier überhaupt nicht.

00:25:51: Also mit niemandem.

00:25:53: Also ich habe jetzt wirklich gute Gespräche geführt und will mir auch wirklich viel anschauen und denke, wir müssen zusammenhalten, weil es gibt genug.

00:26:05: Themen und Probleme.

00:26:07: Und umso mehr wir sind, desto stärker sind wir auch dem zu entgegnen.

00:26:11: Ja.

00:26:11: Jetzt besonders, weil die Kulturwelt ja auch zunehmend aktuell torpediert wird, glaube ich, ist der Schulterschluss super wichtig, dass wir irgendwie, wir sind die Kulturschaffenden.

00:26:22: Das ist eine sehr, sehr große Gruppe.

00:26:24: Also das ist ja weit mehr als man immer so das Gefühl hat.

00:26:27: Und das finde ich ganz, ganz wichtig, dass wir da gemeinsam eben auch standhaft sind und eigentlich ja irgendwie auch ähnliche Ziele verfolgen.

00:26:36: Ich könnte es aus Hochschulsicht absolut auch unterstützen und meinen Eindruck ist auch, dass es in Hamburg sehr, sehr viele Sachen gibt.

00:26:44: Aber es gibt das meiste immer nur einmal in diesem jeweiligen Trophil und man macht sich wirklich nicht.

00:26:52: Ich erlebe hier auch keinen Geist, schon Konkurrenz.

00:26:54: Ich habe manchmal aber das Gefühl, man könnte die Dinge noch ein bisschen besser bündeln.

00:27:01: Manchmal noch mehr Potenzial in dieser Kooperationsmöglichkeit als genutzt wird, aber ich treffe auch egal mit wem ich rede, ist genau der selbe Eindruck, dass die Bereitschaft absolut da ist und dass man auch nicht überall das Rad neu erfinden muss.

00:27:16: Es ist bei uns zum Beispiel ganz extrem mit so auch Nachwuchsschader.

00:27:21: Institutionen, es gibt Young Classics, die von Otto Stiftung unterstützt, wenn es gibt Tonali, die ganz viel Stadtteil, Kulturarbeit machen.

00:27:28: Und da müssen wir jetzt nicht als Hochschule irgendwie sagen, das machen wir jetzt auch noch alles, sondern wir können mit denen gemeinsam, glaube ich, sehr gute Sachen entwickeln und es damit zusammen besser machen.

00:27:38: Und das ist wirklich eine sehr große Chance hier, die ich, aber wie gesagt, auch glaube, dass sie noch mehr genutzt werden kann, als es bisher der Fall ist.

00:27:47: Ja,

00:27:48: Sonja, ich will nochmal auf große Namen zurückkommen, weil ich glaube für dich ist es definitiv entscheidend gerade im Kampf um Theaterpreise und darum geht es ja auch manchmal bei den großen Theatern auch die richtigen Namen zu bekommen, die ja im Grunde, ich sage das jetzt mal von außen betrachtet, zwischen Berlin, Hamburg,

00:28:09: Bochum,

00:28:10: München und Wien hin und her wandern.

00:28:13: Wie lange braucht es denn und was braucht es vor allen Dingen, um Leute vielleicht von Hamburg zu überzeugen?

00:28:19: Also du kannst ja jetzt nicht, wie bei Touristen mit der Elbphilharmonie prallen.

00:28:23: Da gehört ja noch ein bisschen mehr zu.

00:28:25: Also ich finde, da braucht es überhaupt nichts.

00:28:28: Hamburg ist einfach eine super Stadt.

00:28:31: Nostaliertheater hat ein hohes Renommee.

00:28:35: Es ist vielleicht kein reiches Theater, das muss man auch mal sagen.

00:28:39: Also es gibt Häuser wie das Residenztheater, das Burgtheater, aber auch zum Teil kleinere Theater, die finanziell beinah besser ausgestattet sind.

00:28:49: Aber ich kenne jetzt keinen Assemblemitglied, was sagen würde, ich spiele nicht gerne am Talliertheater.

00:28:55: Ich freu'n sich alle, wenn man sie fragt.

00:28:58: Und das betrifft, also du sprichst ja ein bisschen auch die Regie an, ne?

00:29:03: Also diese kleine Gruppe an wirklich berühmten Regisseur in Deutschland, die an vielen Häusern natürlich naturgemäß auch inszenieren.

00:29:13: Und da finde ich ja interessant, die auch mit herauszubilden und nicht nur sich draufzusetzen und zu sagen, ja, der ist da berühmt und der da und der da den Preis gewonnen, sondern auch zu sagen, ich krieg das hin, dass meine Leute da in diese Gruppe reinkatapultiert werden.

00:29:33: Und das heißt ja auch Nachwuchsausbilden, also junge Regisseur in so... zu setzen oder auch so in gewisser Weise auch anzuleiten, ihnen Stücke an die Hand zu geben und ein Team an die Hand zu geben, dass sie in diese Gruppe reinkommen.

00:29:49: Das finde ich so schön.

00:29:50: Also wenn man überlegt, dass diese Gruppe ja beweglich ist und Anne Lenk vielleicht vor zehn Jahren da noch nicht drin war, jetzt ist sie garantiert drin in der Gruppe der begehrten Regisseur in Deutschland.

00:30:02: Und das geht ja ganz, ganz schnell auch, dass man da drin ist und man kann auch sehr langsam wieder raus.

00:30:09: Fallen.

00:30:10: Aber nichts.

00:30:10: Ja.

00:30:11: Ich finde es auch eigentlich so schade, wenn so viel Energie in Ego oder Selbstreferenzialität gesteckt wird, wie es traditionell, das sage ich jetzt mal so ganz polimisch, im Theater schon auch passiert.

00:30:25: Das, wenn plötzlich Dinge wie Theater treffen oder ... Preise, Auszeichnungen und so vordergründig werden.

00:30:31: Und ehrlicherweise bewegen wir uns da wiederum ja so stark in einer Bubble und so stark in diesem, für wen ist das jetzt wirklich gemacht?

00:30:39: Ja, das Stück hat die und die Auszeichnung vielleicht bekommen oder ist wieder zum Theatertreffen eingeladen.

00:30:43: Aber können dieses Ziel, über das wir Eingangssprachen, nämlich, dass wir neue Publikumsschichten generieren, dass wir stärker in die Stadt reingehen können, dass wir einfach mehr ein Akteur in der Stadt und in der Gesellschaft sind, verträgt sich das wirklich gleichzeitig damit, den Fokus darauf zu setzen, dass wir Preise kriegen oder eben Renommee und so was.

00:31:07: Leider ist ja gleichzeitig dieser Finanzierungsaspekt doch auch immer einer, der so ein bisschen auf solche Dinge reagiert.

00:31:13: Deshalb traut man sich ja auch nicht so richtig zu sagen.

00:31:16: Das schmeiß ich alles hinten über, ich drehe alles auf links, weil man ja irgendwie doch in diesen Strukturen leider sich bewegen muss als Kulturellakteur.

00:31:25: Aber ich finde es total wichtig, dass wir uns davon lösen und dass das nicht der Grund sein kann, warum und wie wir Theater machen.

00:31:32: Dass wir zu einer wirklich kleinen Expertinnengruppe gefallen oder eben, dass man in den Insiderkreisen darüber spricht.

00:31:41: Und ich höre so oft von Menschen als Feedback zur Produktion.

00:31:45: Ja, also ich kann da ja gar nichts dazu sagen, ich bin ja gar kein Profi, ich bin ja gar nicht vom Fach.

00:31:49: Und das finde ich wirklich immer die traurigste Einleitung, weil ich denke aber genau für euch machen wir doch Theater, wir machen doch nicht nur Theater für die Leute, die schon alles können.

00:31:57: Man macht ja nicht nur Musik für Leute, die das studiert haben, sondern man möchte doch, dass die Menschen Freude daran haben und dass das irgendwie was bewegt in den Menschen.

00:32:06: Kommen wir nochmal kurz vom Publikum weg zu den Talenten.

00:32:09: Du hast sie alle am Anfang, Jan Philipp.

00:32:12: Die haben teilweise ja schon zehn Jahre ihre Instumente zumindest versucht zu beherrschen.

00:32:17: Ihr führt das dann nochmal ein bisschen feiner aus.

00:32:20: Wie gerne will der Nachwuchs denn eigentlich noch Schauspielerin, Regisseurin oder Musiker werden?

00:32:26: Oder wollen die alle Influencer werden?

00:32:29: Also kein Mensch will mehr Lokführer werden.

00:32:30: Ich weiß nicht, wie es in den Kulturberufen aussieht.

00:32:34: Naja, also wir haben da sehr unterschiedliche Biografien.

00:32:36: Wir haben zufällig bei uns einen Noch eingeschriebenen Klavierstudenten, der, glaube ich, eines sehr, sehr viele Millionen Follower auf Instagram hat, Emilio Piano heißt er, den hat gerade der ARD Musikwettbewerb in München als Social Media Gast engagiert.

00:32:55: Dafür haben wir ihn nicht ausgebildet, das sei ganz klar, das ist sein Privat-Engagement gewesen.

00:33:00: Und er ist da sehr bekannt und ich weiß gar nicht, ob er sein Studium je abschließen wird.

00:33:03: Also das gibt es, das sind aber die absoluten Ausnahmen.

00:33:06: Die Leute kommen schon zu uns, gerade die Schauspieler innen, weil sie genau das wollen.

00:33:11: Als staatliches Schauspielschule, wir haben Riesenbewerber in Andrang.

00:33:16: Sechshundert Leute.

00:33:16: Sag doch

00:33:16: mal Zahlen, genau.

00:33:17: Sechshundert ungefähr bewerben sich für acht Plätze.

00:33:21: Und das ist ein riesen Auswahlverfahren.

00:33:23: Wir müssen natürlich immer auch so ein bisschen was Begabung.

00:33:26: Ist ein sehr schwieriges Wort natürlich.

00:33:28: Wie misst man das?

00:33:30: Wie entdeckt man Leute, die sich vielleicht dann auch in so einem Studium entwickeln?

00:33:34: Das ist im Schauspielbereich.

00:33:36: viel weniger durch irgendwelche Setzungen zu regeln beim Instrument.

00:33:42: Da sagt man, die müssen bestimmt das Rippertwa spielen.

00:33:45: Da kann man schon objektiv auch sagen können, die das oder nicht.

00:33:48: Das kann man im Schauspiel so nicht.

00:33:49: Das erfordert extrem viel Erfahrung, da aus diesen sechshundert Leuten die rauszusuchen, denen man zutraut, diesen Weg zu gehen.

00:33:57: Und bei RegisseurInnen, würde ich sagen, wir haben ja auch eine Schauspielregieausbildung, die auch sehr erfolgreich ist.

00:34:04: wo wir auch immer wieder dann versuchen, auch mit Kolleginnen und Kollegen zu arbeiten, die im Betrieb schon drin stecken, vielleicht auch gerade mit Jüngeren, die dann auch Lehrerfahrungen sammeln.

00:34:15: Aber die Anzahl an Leuten, die das machen wollen, ist extrem groß, auch im Musikbereich.

00:34:24: Bei Klavier zum Beispiel, wir haben zweihundert Bewerbungen für fünf Plätze im Klavier.

00:34:30: bisschen unklar ist.

00:34:31: Was macht man denn eigentlich, wenn man jetzt ein Konzertexam Klavier macht?

00:34:35: Unterrichtet man unter Umständen später viel Klavier und muss sich sozusagen die solistischen Auftritte wirklich hart erkämpfen.

00:34:44: Also das ist schon unglaublich großes Engagement, eine wahnsinnig große Investition an Zeit und Lebensjahren führende dann doch immer unsichere Zukunft.

00:34:54: Aber wir können uns überhaupt nicht an über Nachfrage.

00:35:00: beklagen und merken aber natürlich daran auch, was wir für eine Verantwortung als Institution haben, damit gut und auch ehrlich umzugehen.

00:35:10: Unter Umständen auch mal Leuten zu sagen, der Weg, den ihr euch vorstellt, ist vielleicht nicht so wie... und ich glaube, das sind Sachen, mit denen müssen wir einfach auch immer wieder umgehen.

00:35:26: Ja, da kann ich total anschließen, weil ich bin zum Beispiel angewiesen auf die Expertise deiner Professorin.

00:35:35: Also wir kriegen so viel Bewerbung rein.

00:35:39: von jungen Menschen.

00:35:41: Wir kommen dem gar nicht nach.

00:35:43: Man müsste sie ja anschauen.

00:35:44: Und ich bin immer wieder dankbar, dass an allen Hochschulen des Landes Menschen arbeiten, die mir helfen.

00:35:52: Und die, wenn man sie anruft, sagen können, ja, da gibt es den und die.

00:35:57: Und die würden auch vielleicht zu euch passen.

00:35:59: Und die finde ich prima.

00:36:02: Da finde ich auch die Zusammenarbeit mit den Hochschulen extrem wichtig.

00:36:06: Das erleichtert uns viel Arbeit, aber auch im Grunde so Fehlurteile, die man ja auch schnell hat.

00:36:13: Wenn man Leute anguckt und verliebt man sich in jemanden, der wahnsinnig charmant ist und merkt erst später, dass das Handwerk vielleicht doch nicht so gut sitzt oder so.

00:36:24: Insofern finde ich ja da auch da den Dialog gut.

00:36:26: Wer kennt ja in der Regel auch die Ausbilder.

00:36:32: Jetzt sind ja viele Berufe bedroht durch unterschiedliche Einflüsse, aber KI ist ein Riesenthema.

00:36:38: Und ich stelle mir jetzt vor, bei Schauspielerinnen und Schauspielern ist dem möglicherweise nicht so, wenn wir über die Bühnenpräsenten sprechen, wenn wir über Synchronen und so weiter, ist das ja schon sehr wahrhaftig.

00:36:51: Eiler, würdest du denn jungen Menschen raten, noch Schauspielerinnen oder Schauspieler zu werden?

00:36:57: Also, das hat sich durch KI nicht besonders verändert.

00:36:59: Ich würde immer sagen, wenn du das Gefühl hast, dass es das Einzige, was du tun möchtest, auf der Welt, dann geht den Weg.

00:37:07: Wenn du irgendeine alternative Idee hast oder denkst, Schauspiel oder, aber ich würde auch gerne Tierärztin werden, dann empfehle ich dir dringend den anderen Weg zuerst zu prüfen.

00:37:17: Das meine ich total ernst, weil am Theater arbeiten kann man meiner Meinung dauerhaft

00:37:24: nur,

00:37:25: weil man das unbedingt möchte.

00:37:26: Es gibt ehrlicherweise objektiv nicht so richtig viele gute Kriterien, Bezahlung, Überstundenausgleich, Wochenende, da muss man mir einfach ganz offen sagen, das ist ein Beruf, der wahnsinnig leidenschaftsgetrieben sein muss.

00:37:41: Und deshalb finde ich das auch so schwierig, wenn die Strukturen am Theater nicht, oder ich finde die Strukturen sollten, sehr stark dazu beitragen, dass es Freude macht, am Theater zu arbeiten, weil sonst bricht uns der Nachwuchs weg.

00:37:54: Und ich glaube mit KI, also das war für mich persönlich, ich persönlich bin nicht so ein Technik-Mensch, kann ich offen sagen, und ich fand das ehrlicherweise nur gruselig.

00:38:03: Ich habe gar nicht verstanden, warum alle das am Anfang so toll fanden und habe dann irgendwann gedacht, oh Gott sei Dank, endlich habe ich mal einen Vorteil, dass ich so einen wahnsinnig analogen Beruf habe, dass man einfach dann gut als Regisseurin oder SchauspielerInnen kommen wir wirklich gut weg.

00:38:16: wird es noch eine Weile dauern, bis wir da KI ersetzt werden können.

00:38:20: Anders wird es schon bei den MusikerInnen, bei den AusstatterInnen, da wird es schon wackeliger.

00:38:26: Und wir haben am EDT zum Glück einen KI-Experten an unserer Seite, der uns da unterstützt und ein bisschen ... Strukturen durchleuchtet, wo kann KI für uns förderlich arbeiten, also eben nicht im kreativen Bereich, sondern im strukturellen und verwaltungstechnischen Bereich.

00:38:42: Wie können wir das für uns einsetzen, ohne dass es bedeutet, dass wir Leute damit ersetzen?

00:38:47: In Bereichen, wo es um Perfektionismus geht, also in der klassischen Musik ja vor allen Dingen, ich kann das nicht unterscheiden, ist KI wahrscheinlich wirklich eine große Bedrohung.

00:38:56: Und dann in Verbindung auch noch mit Spotify Kannst du Musikerinnen den Raten zu sagen, beherrschte ein Instrument und wirst ein schönes Leben haben?

00:39:06: Ja, das kann ich so sagen.

00:39:10: Ich würde nur es ähnlich sehen, wie Eiler es gerade beschrieben hat.

00:39:14: Ich würde da auch sagen, wenn man das unbedingt will, soll man das tun und sonst Alternativen prüfen.

00:39:19: Das fand ich eine sehr schöne Formulierung.

00:39:21: Man muss ja immer sagen, bei Musikerinnen ist es so, die haben neben dem Spielen immer auch die Möglichkeit zum Beispiel zu unterrichten und zwar nicht als Ja, ich habe es als Künstlerin jetzt nicht geschafft und jetzt muss ich unterrichten, sondern man kann auch eine sehr interessante, kreative, berufliche Existenz haben, als jemand zwischen Unterricht, Projekten und in Orchester spielen.

00:39:46: Also das ist, glaube ich, im Musikbereich nicht so prekär wie im Schauspielbereich.

00:39:50: Deswegen würde ich bei Leuten, die ihr Instrument sehr gut beherrschen sagen, die werden damit ihr Geld verdienen können.

00:39:56: Was das Thema KI angeht, würde ich es auch ähnlich sehen.

00:40:00: bei dem analogen musik machen ist die ka i nicht so eine gefahr für uns.

00:40:04: aber es gibt natürlich ganz viel musikproduktion zum beispiel unsere komponisten komponisten die kombinieren ja nicht nur abgehobene musik sondern viele verdienen auch geld durch arrangements in der jazz abteilung zum beispiel wo es auch manchmal um kommerzielle projekte geht die sehr stark von ka i in Zukunft sicherlich beeinflusst werden können.

00:40:26: Wir sind aber natürlich auch eine künstlerisch-wissenschaftliche Hochschule.

00:40:29: Also interessiert uns auch nicht nur dieser Ausbildungsaspekt, sondern auch das positive, auch interessante, NKI.

00:40:36: Deswegen würde ich sagen, haben wir als Institutionen so einen... Ich sage mal kritisch affirmativen Zugang zu KI.

00:40:42: Wir haben jetzt beispielsweise einen gratuierten Kollege zusammen mit der HFBK und der HCU und der HAW mit dem schönen Titel Artificial Intelligence in Latent Creative Spaces.

00:40:54: Also wo es darum geht, was ist eigentlich künstlerische Intelligenz im Verhältnis zur künstlichen Intelligenz.

00:41:01: Es ist ein bisschen auch ein Wortspiel, wo wir wirklich auch versuchen wollen, dem näherzukommen, was eigentlich dieser Intelligenzbegriff bei der KI eigentlich genau meint und inwieweit Kreativität eine Rolle spielen kann.

00:41:16: Also im Moment bin ich da nicht sorgenvoll, sondern würde eher sagen, wir versuchen uns damit intensiv zu beschäftigen.

00:41:24: Und natürlich auch ganz pragmatisch, genau wie Ayla auch gerade sagte, in einer studierenden Verwaltung in diversen Dingen, die bei uns auch ganz viel Arbeit produzieren, wird uns auch Arbeit abgenommen werden in Zukunft.

00:41:38: Kommen wir mal zu Hamburg, liebe Sonja.

00:41:41: Du warst ein bisschen außerhalb in Hannover unterwegs.

00:41:45: Wie sehr freut es sich denn, jetzt wieder in der Heimatstadt zu sein?

00:41:48: Das meine ich gar nicht so als heimatliches Gefühl, sondern vielleicht eine andere Struktur zu haben, besser oder schlechter in einer Landeshauptstadt zu sein oder in einem Stadtstaat.

00:41:58: Macht das jetzt schon irgendeinen Unterschied?

00:42:01: Naja, ich würde mal zum einen sagen, dass so Heimat, was ist, was definitiv existiert als Gefühl, das glaube ich schon, ist aber für jeden was anderes bedeutet.

00:42:12: Und ich hab mir da jetzt viel Gedanken drüber gemacht, weil es Tatsache so ein Wohlfühlmoment gibt oder sowas wie im Grunde auch in der Landschaft verankerte Zuhausegefühl so.

00:42:27: Das finde ich ganz interessant, wenn ich durch die Stadt gehe, dass ich denke, ah, an der Elbe, ich setz mich hierhin und ich fühl mich zu Hause oder wohl auch.

00:42:38: Ich finde auf der anderen Seite natürlich toll, nachdem ich an einem Dreispartenhaus oder Mehrspartenhaus war in Hannover, dass man hier durchaus mehr Gestaltungshoheit hat an so einem reinen Schauspiel.

00:42:56: Ich kenne das ja auch.

00:42:57: Ich war ja hier, ich war ja neun Jahre am Taliertheater und auch sehr gerne hier.

00:43:01: Es war eine sehr glückliche Zeit und bin wirklich auch gern zurückgekommen.

00:43:06: Ich finde aber auch, dass sich vieles verändert hat.

00:43:08: Also in der Wahrnehmung, die ist doch eine schnelle Zeit.

00:43:12: Also dieses große Thema Beschleunigung spielt, glaube ich, für alle Menschen eine Rolle.

00:43:18: Wie viel an Baustellen gibt es im Moment?

00:43:22: Wie viel an Krisen auch?

00:43:23: Und die Theater kommen auch kaum hinterher.

00:43:27: Als wir vorhin darüber geredet haben, was sieht das die Leute?

00:43:32: habe ich gedacht, man müsste über Geschichten sprechen, welche Geschichten ziehen eigentlich die Menschen ins Theater und was wollen sie auch sehen?

00:43:39: Also das sind nicht nur ihre eigenen Geschichten, da bin ich ganz sicher, die wollen auch abschalten, die wollen manchmal in fremde Geschichten reinschauen in vielleicht auch mehrchenhafte Geschichten, aber Und ich glaube, dass diese Zeit, in der wir gerade leben, eine ist, die sehr viel bietet, weil es viele Inhalte gibt, viele Krisen, viele Themen.

00:44:01: Aber auf der anderen Seite macht es die Zeit der Kultur auch nicht leicht.

00:44:05: Und das merke ich auch in Hamburg.

00:44:06: Es gibt einfach auch viel anderes.

00:44:10: Hast du das Gefühl, und das meine ich gerade eigentlich umgekehrt, als du von Hamburg nach Hannover gegangen bist, dass die Hannover-Rahnerin ein anderes Theater haben möchte als der Hamburger?

00:44:20: Also

00:44:20: musst du dich jetzt vielleicht wieder umstellen?

00:44:22: Ich bin ja eine krasse Kurve über Berlin gegangen und in Berlin ist es wirklich alles anders.

00:44:29: Nur mal kurz so zwischendurch in Berlin gibt es viele Publikar.

00:44:34: Es kommen zu jedem Abend andere Leute.

00:44:36: Du hast überhaupt keinen Kernpublikum, mit dem du gemeinsam arbeiten kannst.

00:44:40: Das ist in Hamburg wirklich anders und in Hannover es ist noch anders.

00:44:45: Also in Hannover, das ist eine Stadt, die hat, wenn wir den ganzen ganzen Speckgürtel mitrechnen.

00:44:57: Kleine Stadt muss man schon sagen, die Stadt selber hat fünfhunderttausend Einwohnerinnen.

00:45:02: Und da kriegt man jeden einzelnen Zuschauer zu fassen.

00:45:06: Also ich habe so das Gefühl, man kennt das Theater, man geht entweder hin oder nicht, aber die, die hingehen, die kenne ich.

00:45:12: Und hier ist es eine Mischung, finde ich.

00:45:15: Hier hat man schon den Anspruch, mehr Menschen zu erreichen als die, die jetzt kommen und die man auch zum Teil schon kennt.

00:45:22: Ich finde, die Stadt ist echt noch zu entdecken für das Taliertheater.

00:45:25: Das freut mich auch und das ist auch eine gute Aufgabe, finde ich zu sagen.

00:45:31: Also, dass wir eben hatten, das Publikum zu erweitern.

00:45:34: Da gibt es wirklich viele Chancen und Gelegenheiten hier in Hamburg.

00:45:38: Das ist mein Eindruck.

00:45:40: Ich finde, das sind ja auch ganz unterschiedliche Aufgaben, die eigentlich ein Theater hat und abhängig davon, wo der Standort ist.

00:45:45: Also ich war ja die letzten fünf Jahre quasi direkte Nachbarin oder fast Speckgirtel von Sonja, als Schauspieldirektorin in Hildesheim im Theater für Niedersachsen.

00:45:56: Deshalb stark auch in Verbindung mit der Arbeit, die ihr die letzten fünf Jahre da gemacht habt.

00:46:01: Zumindest und ich finde, dass wir eben als Theater in einer Metropole mit vielen anderen Kulturinstitutionen natürlich eine ganz andere Aufgabe haben und auch ganz andere Möglichkeiten als eben zum Beispiel, als in meinem Fall war es ein Stadttheater in einer Stadt mit einem großen Stadttheater und einer tollen freien Szene.

00:46:21: in der man sich ja auf der einen Seite viel freier bewegt, weil man einfach entscheiden kann, wir machen das, das wollen wir dieser Stadt erzählen, das finden wir ein wichtiges Projekt und man muss eben eigentlich nicht mit irgendjemandem sich darüber groß kurz schließen.

00:46:32: und auf der anderen Seite finde ich aber eben auch diese Verantwortung, wie sehr prägen wir damit irgendwie hier dieses Stadtbild oder den Diskurs in dieser Stadt ist einfach eine andere als in einer Stadt, in der man abends überlegen kann, ich möchte ins Theater, es gibt elf Möglichkeiten, was mache ich denn jetzt heute?

00:46:50: Wie gehst du denn eigentlich an Philipp mit dem kulturellen Angebot hier in Hamburg um?

00:46:55: Jetzt hast du im Zweifelsfall, ich war neulich bei dir im Büro und man hört da meine Tuba und da hört man meinen Klavier, trifft man dich in klassischen Konzerten oder darfst dann doch eher mal ganz was anderes sein?

00:47:09: Ja, ich würde jetzt lügen, wenn ich sage, ich bin sehr viel in anderen Konzerten als in klassischen.

00:47:14: Ich gehe viel jetzt auch zu Jazzkonzerten, auch natürlich, weil wir bei uns im Haus jetzt mit der Jazzhäule einen sehr prominenten Ort haben.

00:47:22: Aber ich würde sagen, neben klassischer Musik gehe ich sehr viel ins Theater, was ich auch häufig beruflich mache, aber auch bevor ich jetzt Präsident geworden bin, war ich auch oft im Theater.

00:47:34: Aber ich nehme schon das Angebot sehr bewusst wahr und würde eben sagen, dass ich in Hamburg, ich komme ja hierher, ich habe hier sogar studiert und kenne das also auch noch als Mitte der neunziger Jahre das Angebot hier und seit der Elfi hat sich schon sehr viel verändert und nicht nur durch den Ort und jetzt durch die Touristen, Touristen, sondern wirklich auch durch das, was da stattfindet.

00:47:56: Also wir merken auch ganz klar, dass Hamburg Ein ganz anderen Status hat als europäische Musik statt.

00:48:04: Also jedes US-amerikanische Orchester, das eine Europatour nie macht, macht hier ein Gastspiel.

00:48:09: Das ist jetzt sozusagen das High-End Level, aber das dekliniert sich ja auch runter.

00:48:14: Das klassische Musik hat eine andere Aufmerksamkeit hier in der Stadt.

00:48:19: Ich glaube aber, dass ich das Ein bisschen beißt manchmal mit so einer Hamburger Eigenschaft, wenn ich so ein bisschen kritisch sein darf, dass man sich auch gerne mit so Leuchttürmen schmückt und dann ganz stolz ist.

00:48:31: Also fast die Interview von irgendwelchen Leuten aus Hamburg will die Elfi als Beispiel genannt.

00:48:37: wo ich immer auch sagen würde, okay, aber überlegt euch mal, was heißt denn das jetzt eigentlich für die Musikszene insgesamt?

00:48:43: Was heißt das für kleine Assembles?

00:48:44: Was heißt das für die Musikausbildung, für die Nachwuchsförderung?

00:48:48: Das wird dann, finde ich, nicht immer so richtig zu Ende gedacht, was ich aber vielleicht noch um auf den Ausgangspunkt an der Frage zurückzukommen.

00:48:56: Wir merken natürlich auch in unseren Lehramtsstudiengängen zum Beispiel, dass wir in Hamburg eine unfassbar reichhaltige Musikszene haben, die auch über die klassische Musik hinausgeht.

00:49:06: Und ich empfinde das im Moment auch ein bisschen als ein Desiderat bei uns an der Hochschule, dass wir zum Beispiel keinen richtigen, eigenen Popularmusikstudiengang haben, der eigentlich nach Hamburg passen würde.

00:49:18: Wir haben auch keinen Musicalstudiengang.

00:49:21: Auch das wäre etwas, was passen würde.

00:49:23: Wir müssen natürlich auch mal gucken, was wir leisten können.

00:49:26: Wir haben diesen Popkurs, den es schon seit sehr langer Zeit gibt.

00:49:28: Das ist aber kein Studium, sondern ein Zertifikatz.

00:49:33: Ausbildungsgang, der sehr gut und erfolgreich ist, aber das ist was anderes.

00:49:37: Und ich könnte mir schon vorstellen, wenn wir da in der Zukunft auch Angebote entwickeln, auch im Hinblick auf Theater, Musiktheater, Lehramt, wir haben jetzt auch ein Lehramtstheaterstudiengang, um eben das Theater auch in der Schule sozusagen mit einem eigenen Ausbildungsgang abzubilden.

00:49:53: Da kann ich mir noch viel mehr Dinge vorstellen, die auch unser Spektrum erweitern würden einfach.

00:50:00: Sonja, wie oft treibt es dich denn in die Subkultur?

00:50:04: Also außerhalb der Hochkultur?

00:50:07: Ich bin ja ein Kind der Subkultur und ein Fan.

00:50:10: Ich würde mal sagen, dass mich Subkultur total ermächtigt hat in meiner Jugend.

00:50:15: Es war plötzlich nicht wichtig, dass ich nicht dem Mainstream entspreche.

00:50:20: Also jetzt mal, um es auf eine simple Formel zu bringen.

00:50:22: Was waren so Orte deiner Jugend?

00:50:24: Tatsache, der Ort, wo ich gerade auch wieder wohne, das Karofviertel, war für mich ein Ausgehort.

00:50:31: die Markthalle mit vielen wilden Konzerten.

00:50:35: Weniger jetzt so der Kiez, der war damals ja noch doch sehr Männer betont, noch mehr als jetzt.

00:50:44: Insofern Suche ich das zwar jetzt nicht mehr auf, weil mir schlichtweg auch die Zeit fehlt.

00:50:49: Ich brauche eher so kontemplative Momente.

00:50:52: Ich gehe in die Natur.

00:50:53: Ich kenne in der Regel immer alle Naturschutzgebiete im Umkreis von Städten.

00:50:59: Und so ist das auch in Hamburg.

00:51:00: Wenn ich Zeit habe, gehe ich in Duvenstitterbrook oder fahre in die Elbe, aber richtig raus.

00:51:06: Das ist eher so das, was ich im Moment aufsuche.

00:51:09: Aber grundsätzlich habe ich eine hohe Sympathie für Subkultur und auch für widerständische Subkultur.

00:51:16: Das finde ich total toll an Hamburg.

00:51:18: Und ich glaube übrigens, dass das Spirit von Hamburg eher wächst gerade auch, weil ich kriege das ja mit, die Menschen aus Berlin wegwollen.

00:51:27: Und das hat vielleicht auch mit der Kulturpolitik hier zu tun.

00:51:31: Wenn gleich man alles immer auch kritisch sehen kann, würde ich doch sagen, dass vieles in Hamburg einfach sehr lebendig ist und unterstützt auch wird.

00:51:42: Wir hatten jetzt die Stadtteil-Kulturzentren bei uns hier auf dem Platz in der Woche der Eröffnung.

00:51:48: Da muss ich wirklich sagen, Hut ab vor dieser zum Teil ehrenamtlichen Arbeit, die die leisten und da kommen sehr lebendige Bands um die Ecke und das freut mich einfach, dass das noch geht.

00:52:00: Ich bin ja so... Kind sozialdemokratischer Eltern gewesen, die meine Mutter war, verliebt in Willy Brandt.

00:52:09: Das ist schon toll.

00:52:11: Das ist toll, weil da sind noch Utopien entstanden.

00:52:14: Politische Utopien der sozialen Gerechtigkeit, die gibt es ja gerade gar nicht mehr, wenn wir mal die Bürgergelddebatte.

00:52:22: anschauen, aber ich will jetzt nicht in die Politik schwenken.

00:52:25: Da krieg ich nur schlechte Laune.

00:52:27: Ja, da, das können wir jetzt mal außen vorlassen.

00:52:29: Ayla, was sind so deine Orte zwischen Muttersein und Chefin des Ernst-Deutsch-Theaters?

00:52:35: Gibt es da noch Lücken für Tivoli, Imperialtheater oder Hafenklang?

00:52:40: Nein, aktuell tatsächlich gar nicht.

00:52:42: Das meine ich auch gar nicht irgendwie tragisch.

00:52:45: Im Moment bin ich tagsüber, wo ich kann im Theater und abends war mein Baby.

00:52:52: Und ich finde das auch total angemessen, dass das jetzt gerade eine Zeit lang so ist.

00:52:55: Es ist nicht so leicht, das so durchzukriegen, aber ich finde es ganz wichtig, das auch so vorzuleben, dass das möglich sein muss.

00:53:02: Und dann freue ich mich sehr, wenn es für meinen Sohn angemessen ist, wenn ich dann auch wieder das Abendleben in Hamburg erobern kann.

00:53:08: Aber aktuell bin ich nicht mal auf unseren eigenen Premieren.

00:53:11: Ich bin wieder sehr dankbar, dass wir ein Co-Intendant in ein Duo sind, um die Kurve zum Anfang zu schlagen.

00:53:19: Auf den letzten Metern und den letzten Sekunden würde ich gerne noch mal, man darf das ja doch ein bisschen wieder haben, Visionen, seitdem Helmut Schmidt nicht mehr lebt.

00:53:27: Er hat das uns ja allen verboten, Visionen zu haben.

00:53:30: Was ist, Jan-Philipp, deine Idee der Bühne der Zukunft, um mal auf die Überschrift dieser Sendung irgendwie einzugehen?

00:53:39: Also sowohl musikalisch als auch vielleicht auch im Schauspielbereich, aber sprich, du mal eher musikalisch.

00:53:45: Ja, also ich... Ich bin großer Fan von Kontrasten, von Kontextualisierungen und von Begegnungen von Dingen, die man so nicht ohne Weiteres zusammen denken würde.

00:53:58: Und ich habe wirklich die Visionen davon, dass wir, wenn ich es immer beim Musikbereich bleibe, wirklich Konzertformate haben, wo sich unterschiedlichste Musiken in einem Konzert treffen, man aber es trotzdem schafft, jedem dieser Beiträge auch sein eigenes Recht sozusagen zu geben und die Spannung aus diesen Kontrasten.

00:54:19: erwächst.

00:54:20: Und ich glaube, da passiert gerade ziemlich viel.

00:54:22: Ich erwische mich selber dabei, wenn ich in so einem ganz normalen klassischen Konzert sitze, mit einer Overtüre im Klavierkonzert und danach kommt noch eine Symphonie, dass ich mich doch, wenn es nicht wahnsinnig gut gespielt ist, da häufig sogar auch langweile und denke, warum sind denn hier nicht ganz andere Sachen, die hier aufeinander treffen?

00:54:40: Und das ist etwas, was ich mir wünsche und was ich aber auch selber, wenn ich das mal erlebe, manchmal auch in Kombination mit Theater oder Gesang, Ja, was mich besonders berührt und begeistert.

00:54:53: Eila, deine Vision von der Bühne der Zukunft.

00:54:57: Ernst, Deutschtheater in fünf Jahren.

00:55:00: Ich würde mir wünschen generell, dass wir einen angstfreien und gemeinschaftlichen geschützten Ort mit ausreichend Ressourcen schaffen können.

00:55:09: um auch wirklich kurzfristiger auf die Entwicklung der Welt und auf die aktuellen Zeitgeschehennisse einzugehen.

00:55:16: Denn Sonja vorhin einleitend ja schon sagte, haben wir häufig sehr, sehr lange Vorläufe und wir versuchen da im Moment ein bisschen die Grundpfeiler zu setzen, dass wir ein bisschen kurzfristiger auf Dinge reagieren können und viel, viel mehr wirklich im Hier- und Jetzt-Theater machen können für eben möglichst viele.

00:55:35: Ich würde mir nicht anmassen zu sagen für alle, aber für so viele wie möglich.

00:55:41: Ich spring da mal ganz aktuell mit den Gedanken rein.

00:55:43: Wann wird's das erste Trump-Stück geben im Talier?

00:55:47: Es gab ja schon Trump-Stücke.

00:55:49: Frau Yellenegg reagiert ja als aller, aller schnellste.

00:55:52: Die älteste ist die schnellste.

00:55:53: Das finde ich total toll.

00:55:55: Ich würde mir eigentlich wünschen, dass die Themen, die wir haben, gemeinsam haben, dass die auch ohne so eine Distinktion vermittelt werden können.

00:56:05: Und dieser Großbegriff Kulturkampf, dass wir den mal vergessen und erzählen und für alle Menschen erzählen, ob sie alle kommen.

00:56:17: Da bin ich auch zu skeptisch oder zu realistisch dafür.

00:56:20: Ich finde trotzdem den Gestus zu haben, dass man freutvoll für alle erzählt.

00:56:24: Wichtige Themen, relevante Themen und dass möglichst viele kommen.

00:56:28: Das wäre wundervunderschön.

00:56:31: Möglichst viele sollen kommen in alle eure Häuser, auch in die JS Seoul natürlich, die man jederzeit besuchen kann.

00:56:38: Ihr Lieben, das war ganz wunderbar.

00:56:39: Es war eine schöne Stunde, eine schöne Werbung für die Kultur.

00:56:43: Lieber Jan Philipp, liebe Eila, liebe Sonja, bei uns hier hat es uns sehr gut gefallen.

00:56:48: Bei dir im Talier Theater und jenen, denen es interessiert, wie es nun auf der Bühne aussehen mag, ob verändert oder nicht.

00:56:55: Der möge sich Theaterkarten kaufen, sei es im Ernst-Deutsch Theater oder im Talier oder in allen anderen Theaterkassen der Stadt.

00:57:02: Ich bedanke mich recht herzlich und sage Ahoi.

00:57:05: Ahoi.

00:57:06: Das war die

00:57:07: Hochkultur auf Ahoi.

00:57:09: Der Kaltscher Klang.

00:57:11: Danke fürs Zuhören.

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